Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Historisches aus der Gemeinde Sandersdorf

Zeittafel: Die Fasanenkippe - Vision und Wirklichkeit

Klaus Peter Synnatzschke

Um 1850
Das Gebiet der heutigen "Fasanenkippe", östlich am Ortsrand von Sandersdorf gelegen, wird noch wie Jahrhunderte davor als Wiese und Acker genutzt [1].
? - 1935
Die Gruben "Louise Sandersdorf", "Marie" und "Antonie" fördern Braunkohle. Anschließend werden die ausgekohlten Gruben teilweise verfüllt. [2, S.126]
1930 - 1954
Die verbleibenden Restlöcher werden als Spülkippe für Kraftwerksasche und Schlacke benutzt. Kurzzeitig erfolgt die Einspülung von phenolhaltigen Abwässern. [4, S.4]
Um 1975
In der Sandersdorfer Flur werden Fasane ausgesetzt, die auch im Gebiet der heutigen Fasanenkippe ihren Lebensraum finden. Der Volksmund nennt dieses Gebiet fortan "Fasanenkippe".
1975, Aug.
Brennendes Ödland auf der Fasanenkippe wird in einem mehrtägigen Einsatz der Feuerwehr bekämpft, wobei das Löschwasser über eine lange Wegstrecke herangeführt wird. [31]
Ab 1985
Durch das Aufbringen von Mutterboden wird versucht einzelne Flächen zu renaturieren [4, S.4].
1991    
In der Region Bitterfeld beginnen die Untersuchung, Sicherung und Sanierung von Altlasten, gefördert durch ein Nationales Sonderprogramm [3].
1993    
Die gezielte Rekultivierung und großflächige Renaturierung durch Mitarbeiter der Ökologischen Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH Bitterfeld (ÖSEG) beginnt. [4, S.4].
1994    
Die Fasanenkippe wird nicht bei den im Landkreis Bitterfeld bisher untersuchten Deponien und Altlasten genannt [3, S.42].
Ende 1994
Die Region Bitterfeld-Dessau-Wolfen, Teil der Mitteldeutschen Industrieregion, wird offiziell Korrespondenzstandort der EXPO 2000. Unter den gelisteten Projekten, mit denen sich die Region Bitterfeld-Wolfen an der EXPO 2000 beteiligen will, ist die Fasanenkippe nicht dabei [3, S.88].
1995    
100 Beschäftigte (§ 249h AFG) führen Aufräumungs- und Umgestaltungsarbeiten durch. Wege werden angelegt und ausgebaut, vorbereitete Flächen durch Saat begrünt, Bäume und Sträucher gepflanzt. [6, S.6-7] [10] Zwischenzeitlich werden ca. 6300 Gehölze in ein "Baumschulquartier" eingeschlagen. [4, S.6] [21]
1995, 30. Jan.
Die an der Errichtung eines Gartenmuseums Beteiligten beraten zu Zielstellung, Finanzrahmen, Rechtsform, Initialarbeiten und Zeitplan. Dr. M. Luck von Claparéde, die Initiatorin des Projektes "Deutsches Gartenmuseum - Museum für Garten, Landschaft und Ökologie" erläutert Inhalt und Methode. [6]
1995, März
Förderverein "Deutsches Gartenmuseum Bitterfeld/Sandersdorf" gegründet (Vorsitzender Dr. Anger, Geschäftsführerin Dr. M. Luck von Claparéde)[17].
75 Mitglieder je zur Hälfte aus dem Raum Oldenburg und Bitterfeld.
Ziele:
* Errichtung des Gartenmuseums vorbereiten und die Konzeption umsetzen.
* Die einstige Deponie Fasanenkippe, den zukünftigen Standort des Museums, für ein Beschäftigungsprogramm nutzen. [6]
Wiederholt schlägt der Förderverein vor sein Vorhaben "Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie Bitterfeld/Sandersdorf" als ein Entwicklungsprojekt im Rahmen der Korrespondenzregion EXPO 2000 Sachsen-Anhalt aufzunehmen [16].
1995, 27. März
Im Gutachten des TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt e. V., Niederlassung Halle/Leuna, "Einschätzung zur Nutzung der Altablagerung 'Fasanenkippe' als Gartenbaumuseum / Naherholungszentrum" werden die Ergebnisse aus den bodenphysikalischen Untersuchungen und zur Kontaminationssituation der Fasanenkippe dargestellt [4, S.8].
1995, Mai - Okt.
Auf der Grundlage einer Vegetationsaufnahme auf der Fasanenkippe werden 264 Pflanzenarten dokumentiert [13].
1995, 27. Juli
TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt e. V.: Ergebnisbericht der Detailuntersuchung ausgewählter Bereiche der Fasanenkippe [4, S.8]. Das in den Ablagerungen der Fasanenkippe nachgewiesene Hexachlorcyclohexan (HCH) ist für Menschen stark toxisch. Für eine sensible Nutzung dieses Geländes als Gartenmuseum gibt es von den zuständigen Behörden keine Zustimmung. [4, S.12, 15]
1995, 09. Okt.
Ziel des Eigentümers der Fasanenkippe, der BVV Chemie GmbH, ist die Schaffung eines wald- und parkähnlichen Geländes außerhalb der Flächen des Kontaminationstyps I [27, 09.10.1995].
1995, 17.-18. Nov.
Erstes Kolloquium in Bitterfeld. Etwa 30 Naturwissenschaftler, Künstler und Landschaftsplaner diskutieren zu Verfahren der Dekontamination der Fasanenkippe und Gestaltung des "Museums für Garten, Landschaft und Ökologie" [11] [14].
1996    
30 Beschäftigte (ABM) führen Rekultivierungsarbeiten aus und pflanzen Gehölze. [17]
1996, 30. Mai
In dem von der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH in Auftrag gegebenen Gutachten wird das "Deutsche Museum für Garten, Landschaft und Ökologie" als eigenständiges Projekt innerhalb der Korrespondenzregion "EXPO 2000 Sachsen-Anhalt" abgelehnt. Die Entwicklung der Fasanenkippe soll sich in das Strukturkonzept der Chemie-Landschaft Bitterfeld-Wolfen einordnen. [16]
1996, 01. Sept. - 31. Dez.
Auf der Fasanenkippe werden 350 Bäume und 1800 Sträucher gepflanzt (Leistungsbeschreibung "Fasanenkippe" 01.09.-31.12.1996).
1997    
15 Beschäftigte (ABM) führen Pflanzarbeiten aus, pflegen und erhalten das Geschaffene. [17]
1997, 19. März
Mitglieder- und Wahlversammlung des Fördervereins "Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie" (62 Mitglieder). Zum Vorsitzenden des neuen Vorstandes wird Prof. Johne gewählt. Das Ziel, ein Deutsches Gartenmuseum zu errichten, wird zurückgenommen. Unter dem Motto "Bitterfeld - die Erde heilen" soll die ökologische Gestaltung der Fasanenkippe im Rahmen der Entwicklung des Chemieparks und seiner Umgebung gefördert werden. Der Name des Vereins wird geändert in "Verein zur Förderung der ökologischen Gestaltung von Chemielandschaften e. V.". [17]
1997, 28. April
Vorstandssitzung des Vereins zur Förderung der ökologischen Gestaltung von Chemielandschaften e. V.
Die Fasanenkippe wird als Projekt der EXPO 2000 nicht aufgenommen. Es erfolgt keine weitere Finanzierung, da zukünftig nur noch Themen zur Vermeidung von Umweltschäden gefördert werden, aber keine zu deren Heilung. Die Tendenz zur Auflösung des Vereins wird offensichtlich. [18]
1997, Mai
Das von der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH in Auftrag gegebene Entwicklungskonzept für die "Chemie-Landschaft Bitterfeld-Wolfen" beinhaltet auch ein Gestaltungskonzept für die Fasanenkippe, das nicht verwirklicht wird. [19, S.79-82].
1997, Herbst
Im Rahmen eines Studienobjektes wird der Bestand der Neupflanzungen und des "Baumschulquartiers" erfasst und bewertet. Für die im "Baumschulquartier" eingeschlagenen Gehölze besteht hoher Handlungsbedarf. [20]
1998, Sept.
Beschäftigte einer ABM vom 01.09.1998 bis 31.08 1999 legen weitere mit einem Belag aus Splitt versehene Wege an, pflanzen Sträucher und Bäume, bedecken vom TÜV (Technischer Überwachungsverein) nachgewiesene Flächen mit einem Substrat und pflanzen zu deren Schutz dorniges Buschwerk an.
1999, 30. April
Von den ursprünglich ca. 6300 im "Baumschulquartier" eingeschlagenen Gehölzen sind etwa 4000 Exemplare noch vital. Davon sind aber nur noch 1000 Exemplare verpflanzbar. [21]
2000
Ein von der Europäischen Union seit 2000 gefördertes Projekt des Unternehmens TRITON Umweltschutz GmbH Bitterfeld erforscht mittels einer Anpflanzung auf der Fasanenkipppe, inwieweit Pflanzen als Anzeiger von Schadstoffen dienen können.
2002
Der derzeitige Eigentümer, die Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MSDE) Bitterfeld, bemüht sich die Fasanenkippe der Gemeinde Sandersdorf zu übergeben, die sie ohne Altlastenfreistellung nicht übernehmen wird. [30]
2002 bis 2003
Die P-D ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH und der Gemeinderat Sandersdorf bewerben einen Investor aus Niederlande, der für eine Gewächshausanlage eine mindestens 36 Hektar große zusammenhängende Fläche sucht, um Rosen zu produzieren.

Wegen Zielabweichungen wird mehrmals ein geänderter Flächennutzungsplan, den Bebauungsplan Nr.14 "Fasanenkippe" betreffend, den Gemeinderäten zur Abstimmung vorgelegt. Zuletzt verabschiedet sich der bisherige Interessent von diesem Vorhaben und die Gemeinde Sandersdorf sucht nach einem neuen Investor und Betreiber.

[Zurück] zum Thema "Die Fasanenkippe - Vision und Wirklichkeit"