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Historisches aus der Gemeinde Sandersdorf

Die Fasanenkippe - Vision und Wirklichkeit

Klaus Peter Synnatzschke

Einleitung

Mit "Fasanenkippe" wird heute ein etwa 65 Hektar großes Kippengelände in der Gemarkung Sandersdorf im Landkreis Bitterfeld bezeichnet. Dieses teilweise eingezäunte Gelände wird ringsum durch Verkehrswege und den Ortsrand von Sandersdorf begrenzt (Bild 1).

Fasane werden in der Sandersdorfer Flur um 1975 ausgesetzt, um deren Anzahl zu erhöhen. Sie finden auch im Gebiet der heutigen Fasanenkippe ihren Lebensraum. Der Volksmund nennt dieses Gebiet fortan "Fasanenkippe".
Bild 1. Fasanenkippe

Das Gelände liegt in einer Höhe von +88,0 m NN bis +92,7 m NN. Dieser Landstrich gehört aus klimatischer Sicht zur Leipziger Bucht mit einem mittleren jährlichen Niederschlag von ca. 500 mm, mit einer mittleren Temperatur von 8,5°C und vorherrschend westlichen Winden. [13]

Die Fasanenkippe wird von einer heterogenen Vegetation bedeckt. Schotterwege, durchwachsen von Gras und teilweise begleitet von neu angepflanzten Bäumen, durchziehen das Gelände. Flächen, die überwiegend mit Robinien oder verschiedenartigen Sträuchern bewachsen sind sowie auch Ödland wechseln einander ab. Die Vegetation scheint die Altlasten aus einst industrieller Nutzung, anfangs als Braunkohlentagebau und zuletzt als Deponie, oberflächlich zu bedecken. Visionäre Konzepte einer sensiblen Nutzung scheitern u.a. an der stellenweise hohen Kontamination im Untergrund der Fasanenkippe. Konzeptionen für die Landschaftsgestaltung der Fasanenkippe als Teil der Chemielandschaft, die auf einer Sicherung beruhen und das öffentliche Betreten ermöglichen, sind umgesetzt. Selbst wenn eine Sanierung möglich ist, kann diese bei der derzeitigen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht finanziert werden. Darüber hinaus ist die Sanierung der Fasanenkippe im Vergleich zu anderen Altlasten im Raum Bitterfeld nicht vorrangig.

Die Herren Prof. S. Johne, W. Ehrig, H.J. Sudhoff und R. Basmer stellten Schriften und Aufzeichnungen zur Verfügung, gaben wertvolle Hinweise oder Zuarbeiten. Ihnen möchte ich dafür danken.

Eine Zeittafel zur Geschichte der Fasanenkippe

Idyllische Feldflur verkommt zur Kippenlandschaft

Das Gelände der Fasanenkippe wird nach einer Flurkarte [1] um 1850 noch wie Jahrhunderte davor als Wiese und Acker benutzt. Ein Teil dieses Geländes sowie die Flur in östlicher Richtung wird "Die Bitterfelder Hufen" genannt (Bild 1).

Zu den der Gemeinde Sandersdorf gehörigen, der Dessauer Straße entlang verlaufenden Teil der Drift, welchen die Grube Marie zwecks Ausbeute zu erwerben beabsichtigt, werden im Jahr 1895 die Grundstücke den in Bild 2 genannten Besitzern zugeordnet [32]. Die Sandersdorfer Bauern Hintsche, Möhring, Pannicke, Reichenbach u. a. bewirtschafteten früher die Felder.

Bild 2. Besitzer der Grundstücke entlang der Dessauer Straße nach Angaben in [32] aus dem Jahr 1895.

Die Oberflächendecke, die bisher den agrarischen Charakter eines beschaulichen Landstrichs prägt, wird in den folgenden Jahrzehnten Schicht für Schicht abgetragen, um die darunter liegende Braunkohle gewinnen zu können. Drei Gruben fördern Braunkohle auf dem Gelände der Fasanenkippe (Bild 3). Anschließend werden die ausgekohlten Gruben teilweise verfüllt. [2, S.126]

Für die Grube "Louise" fehlen das Grubenbild und Angaben darüber, in welchem Zeitraum sie betrieben wurde. Wann die Verkippung und damit Schüttung der Halde "Fasanenkippe" erfolgt, geht aus den Grubenbildern der "Antonie" und "Marie" nicht hervor. In den Grubenbildern vor 1945 fehlen bis auf wenige Ausnahmen die Eintragungen zur Verkippung.
Bild 3. Braunkohlengruben auf dem Gelände der Fasanenkippe [2, S.126]

Es wurden im Bergamt Halle auch keine Angaben darüber gefunden, ob die Halde noch vom Bergbaubetrieb mit Deckgebirgsabraum oder erst später von den Chemiebetrieben mit Reststoffen geschüttet wird. [22]

Eigentümer und deren Haftung?

Wie mit den Restlöchern der ausgekohlten Tagebaue "Antonie" und "Marie" in Zukunft weiter verfahren wird, hängt von den Absichten der Eigentümer ab. Unmittelbar nach dem Auskohlen ist der Weg für Sanierung und Wiederurbarmachung noch offen, an dessen Ende eine nachsorgefreie Landschaft stehen könnte.

Die Grube "Marie" schließt sich 1916 mit der Grube "Antonie" zusammen [2, S.132]. In den Jahren von 1918 bis 1994 ist die Chemieindustrie Eigentümer der Gruben auf dem Gelände der Fasanenkippe.

Bild 4. In dem sich auf der Sohle der Grube Marie, im Volksmund "Nuckeltgrube" genannt, angesammelten Wasser baden die Sandersdorfer.
Fotokopie: G. Volk, Sandersdorf 1930

Seit Sommer des Jahres 1932 wird durch den freiwilligen Arbeitsdienst eine parkartige Anlage in einem ortsnahen Teil der ausgekohlten Grube "Marie" ("Nuckeltgrube") geschaffen. Ein Teil der Böschungen wird bepflanzt, Wege und eine Rodelbahn werden angelegt. Die Rodelbahn ist im Februar 1933 zum beliebten Sportplatz geworden.

"Hunderte von Schlitten waren in diesen Tagen dort. Die sausende Fahrt den Berg hinab ist für die Jugend ein lustiges Treiben, wofür der etwas mühselige Aufstieg gern mitgenommen wird. Die starke Benutzung der Bahn hat die Schneeverhältnisse leider etwas beeinträchtigt." [35]

Schuldirektor Hans Bierfreund schreibt im Juli 1933 in der 6. Strophe seines Liedes auf Sandersdorf:

6. "Was heute wüst und öde, ein trostlos Grubenloch, bald sproßt trotz Tod und Sterben, ein neues Leben doch. Dann grünen weite Flächen, so frisch und lebensstark, da blüht im nächsten Jahre ein Sandersdorfer Park." [36]

Die als Park geplante "Nuckelgrube" war zum Teil schon hergerichtet, als plötzlich die IG Farbenindustrie AG sie zum Einspülen von Kraftwerksasche und Schlacke benötigt. [36]

Tagebaurestlöcher - die Müllkübel der Chemieindustrie

Chemische Industrie und Kohlekraftwerke der Region verbringen im ganzen 20. Jahrhundert alles, was nicht mehr gebraucht wird, insbesondere giftige Abfälle und Asche, vorwiegend in die verbliebenen Restlöcher der ausgekohlten Braunkohlentagebaue [23, S.135]. Sickerwasser und Gase aus den Deponien gefährden die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Da bei den Deponien wirksame Abdichtungen fehlen und die Deponiekörper oft unterhalb des Grundwasserspiegels liegen, geht von ihnen eine ständige Gefährdung des Grundwassers aus.

Kraftwerksasche und Schlacke werden von 1930 bis 1954 auf die Fasanenkippe gespült. Kurzzeitig erfolgt die Einspülung von phenolhaltigem Abwasser. [4, S.4] Eingebrachte giftige Abfälle und Abwasser werden nicht dokumentiert. Eine genaue Kenntnis des Deponieinhalts liegt nicht vor. Für die benachbarte Grube "Antonie", östlich der Bundesstraße B184 (Bild 2), werden zu den verkippten Abfällen erst ab 1975 Dokumentationen angelegt [3, S.37]. Augenzeugen berichten, es werden im westlichen Bereich gegen 1980 Rückbaumaterialien verbracht, die den typischen Geruch organischer Belastungen zeigen [4, S.4]. Illegale Ablagerungen von Hausmüll und Gartenabfall werden in der Nähe zur Ortschaft Sandersdorf für den Zeitraum 1989-1991 festgestellt.

Diese Altlasten schrittweise zu untersuchen, zu sichern und zu sanieren ist eines der Ziele des 1991 beginnenden Nationalen Sonderprogramms, für das erhebliche Fördermittel bereitgestellt werden [3, S.10-12]. Auch für die Deponien um Sandersdorf wird der ökologische Zustand analysiert.

Die Fasanenkippe wird 1994 nicht zu den Altlasten gezählt, von denen eine Gefahr für Umwelt und Mensch ausgeht. Aus Kostengründen muss zunächst in vielen Fällen auf eine Sanierung verzichtet werden. Vordergründig wird die Sicherung der Altlasten betrieben. [24, S.35]

Heilen oder bewahren?

Seit Mitte 1985 wird durch das Aufbringen von Mutterboden versucht einzelne Flächen der Fasanenkippe zu renaturieren.

Die gezielte Rekultivierung und großflächige Renaturierung durch Mitarbeiter der Ökologischen Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft (ÖSEG) mbH Bitterfeld beginnt 1993 [4, S.4]. Im Südbereich gegen Sandersdorf werden abgelagerter Hausmüll und 6,1 t Blechschrott sowie Autoreifen beräumt. Im Westbereich werden mit 400 t abgebrochener Bauten Senken verfüllt. Auf den abgedeckten Hausmüllbereich werden 4427 t Kies aufgebracht. Die Ablagerungsfläche im Ostbereich wird beräumt, u. a. von 2,4 t Blechschrott. Insgesamt werden von einer Fläche von 13300 m2 Ablagerungen und Grobunkraut entfernt. Im nördlichen Bereich wird der Baumbestand durchforstet. [4, S.4-5]

1994 werden im Süd- und Westbereich Senken verfüllt, 18300 t Kies und 24800 t Mutterboden aufgetragen und planiert. Auf etwa 100000 m2 werden die bereits bestehenden Gehölze durchforstet. Im Ostbereich wird ein vorbereitetes Biotop mit Umpflanzungen fertiggestellt (Bild 5). Das Grobunkraut wird durch mehrfache Mahd auf ca. 50000 m2 Fläche entfernt. Eine mehrfache Rasenmahd erfolgt auf ca. 52000 m2. Baumsetzlinge und Sträucher werden nach und neu gepflanzt. Von den im Oktober 1994 angelieferten 16000 Baumsetzlingen werden etwa 1000 gepflanzt. [4, S.5-6]

Ab 1995 wird die großflächige Renaturierung der Fasanenkippe intensiviert im Hinblick auf eine kulturelle Nutzung dieses Geländes als Gartenbaumuseum und zur Erholung. Im Auftrag der Bitterfelder Vermögensverwaltung BVV Chemie GmbH untersucht der Technische Überwachungsverein, TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt, die bodenphysikalischen Parameter und die Kontamination der Fasanenkippe. Die Ergebnisse werden in den Gutachten "Einschätzung der Nutzung der Ablagerung Fasanenkippe als Gartenbaumuseum/Naherholungszentrum" (27.03.1995) und "Ergebnisbericht zur Detailuntersuchung ausgewählter Bereiche der Fasanenkippe" (27.07.1995) niedergelegt. Von diesen Ergebnissen ausgehend wird in [4] die Situation der Kontamination beschrieben, die nachfolgend auszugsweise dargestellt wird.

Rammkernsondierungen und Pegelbohrungen führen zu einer aussagefähigen Beurteilung der oberflächennahen Lockersedimente und des bisher nicht näher bekannten Auffüllungsmaterials. Die Verkippungen besitzen in der Regel nur eine geringmächtige Humusauflage. Eine Ausnahme bildet der agrarwirtschaftlich genutzte nordöstliche Bereich.

Sandig-schluffig-toniges Material (vermutlich Abraum aus dem Braunkohlenbergbau) liegt flächenhaft im Südostteil und im Nordostteil der Fasanenkippe. Unter einer nur örtlich vorliegenden geringmächtigen Sand- Schluff -Ton-Überdeckung wird in mehreren Rammkernsondierungen schlackiges Aschematerial angetroffen, von dem vielfach Schwefelwasserstoffgeruch ausgeht. Auch von der anzutreffenden sandig-kohligen Asche geht vereinzelt ein Schwefelwasserstoffgeruch aus. Die Mächtigkeit des Bauschutt/Abfallhorizontes, der die sandig-kohlige Asche bedeckt, beträgt maximal 1,6 m. Das Bauschutt-/Aschematerial ist vielfach mit weiteren Stoffen (Schluff, Abfälle, Holz) vermischt. Teilweise geht von diesem Material ein Schwefelwasserstoffgeruch aus. Der Bauschutt, verkippt in zwei größeren Arealen, liegt in einer schluffig-sandig-kiesigen Matrix vor. Vielfach weist dieses Material organoleptische Befunde (Geruch, Färbung) auf. Eingelagert in Asche-/Baumaterial werden auch verkippte Produktrückstände ( hämatit farbenes Pulver) gefunden. [4, S.8-9]

Für das Rekultivieren und das Begehen der Fasanenkippe sind die Werte der Bodenluft von Interesse.

Die ph-Werte für den Boden der Fasanenkippe liegen in einem Streubereich 5,7-7,1. Der Calciumgehalt in den untersuchten Bodenproben liegt zwischen 0,032% und 1,6% (normal 0,1-1,5% Ca). [4, S.10-11]

Die von der Altablagerung Fasanenkippe ausgehende Gefährdung beruht auf dem nachgewiesenen Hexachlorcyclohexan ( HCH ). Von der sensiblen Art einer Bodennutzung (Kinderspielplatz) ausgehend werden im TÜV-Gutachten vier Kontaminationstypen festgelegt (Bild 5). Eine genaue Abgrenzung der Kontaminationstypen in der Fläche ist aufgrund des großen Abstandes der untersuchten Stellen mit Unsicherheiten behaftet.

Rammkernsondierung
Oberflächenprobe
Typ 1 Sehr starke Bodenkontamination mit HCH (flächenhaft und sehr tief)
Typ 2 Starke Bodenkontamination mit HCH/Cr/Ni/Hg (punktuell und sehr tief)
Typ 3 Bodenkontamination mit HCH (flächenhaft und tief)
Typ 4 Schwache Bodenkontamination mit HCH (flächenhaft, schwer abzugrenzen vom Typ 3 sowie zum relativ unbelasteten Bereich)
Bild 5. Verteilung der Kontaminationstypen auf der Fasanenkippe [28] [4, S.14]

Die Verteilung der HCH-Prüfwerte stellt sich wie folgt dar [4, S.12]:

1.
Die Prüfwerte "HCH-Gemisch" für sensible Nutzung (Kinderspielplatz, Wohngebiet, Park- und Freizeitfläche) werden nur flächenhaft im Südteil der Fasanenkippe eingehalten.
2.
Flächenhafte und massive Überschreitungen der Prüfwerte "HCH-Gemisch" für sensible Nutzung liegen im Nord- und Ostteil der Fasanenkippe vor.

Welche Nutzung künftig?

Aus den Ergebnissen folgern Technischer Überwachungsverein (TÜV) und Untere Naturschutzbehörde [27, 09.08.1995, S.2]:
Die bei Schürfen angetroffenen Kontaminationen (max. HCH-Gehalt von 79000 mg/kg TS) belegen, dass Rückstände aus der Chemieproduktion auf der Fasanenkippe wild verkippt wurden. Für die Flächen des Kontaminationstyps 1 und 2 wird eine sensible Nutzung ("Gartenmuseum") ausgeschlossen. Da nach Abzug der Flächen des Kontaminationstyps 1 und 2 nur noch ca. 10 ha für das geplante Projekt "Gartenmuseum" verbleiben, kann dieses nicht auf der Fasanenkippe realisiert werden. Ein geeignetes Sanierungs- und Nutzungskonzept soll entwickelt werden, das den Austrag von HCH über die möglichen Kontaminations- und Transferpfade (Boden, Luft, Pflanzen) in die Umwelt verhindert. Ziel einer weiteren Konzeption sollte die Renaturierung der Fasanenkippe in ein wald- und parkähnliches Gelände sein.

Ein eingeschränktes Öffnen der Fasanenkippe für Besucher, die nur auf den Wegen spazieren gehen, denen das Verlassen der Wege bzw. das Betreten der Freiflächen untersagt wird, indem das Gelände einen naturschutzrechtlichen Status erhält und dichte Hecken gepflanzt werden, erscheint möglich. Auf das Errichten von Freizeitanlagen wird verzichtet. [27, 09.08.1995, S.2]

Vegetation - es grünt und blüht

Der Wald, besonders im Süden und Westen der Fasanenkippe stehend, ist vorwiegend als erste Pionierwaldgeneration anzusehen. Etwa 10-20% des Bestandes weisen Wuchsdepressionen auf oder sind abgestorben. [13] Ausgehend von einer 1993 durchgeführten Bewertung des Waldfonds können die Baumpflanzungen bis etwa 1915 zurückverfolgt werden. Baumart, annähernd Fläche und Jahr der Pflanzung sind in Bild 6 ersichtlich. [24]

Baumart _ gepflanzt im Jahr des 20. Jahrhunderts
GBI
Gemeine Birke
PAS
Schwarzpappel
REI
Roteiche
RO
Robinie
Meistens stehen die Baumarten gemischt durcheinander auf einer Fläche von insgesamt ca.? ha.
Bild 6. Waldfonds der Fasanenkippe [24]
Die gemeine Waldrebe (Clematis vitolba L.) überzieht die Bäume im südöstlichen Waldbestand - daher die Bezeichnung "Lianenwald" (Bild 7).

Bild 7. Waldbestand auf der Fasanenkippe um 1994 [13]

Außer den vorgenannten Arten sind vereinzelt Buche, Esche, Ahorn, Weide, Hasel, Weißdorn, Brombeere und Hundsrose vorhanden. Im nordöstlichen Teil der Fasanenkippe befindet sich eine nicht gepflegte Plantage mit Süßkirschen. Die im Rahmen der Rekultivierung angelegten Pflanzungen, bestehend aus Erle, Birke, Weide, Esche, Liguster, Hasel, Linde, Vogelkirsche, Hundsrose, Mehlbeere, Eberesche, Pfaffenhütchen und weiteren, sind teilweise durch Wildverbiss und Witterungseinflüsse geschädigt oder standortbedingt im Wuchs zurückgeblieben. Die Freiflächen prägen Gräser (Poa, Agropyron), Kamille-Arten, Taubnessel, kreuzblütige Wildkräuter sowie mehrjährige oder ausdauernde Arten wie Distel, Beifuß und Brennnessel. Teile der Freiflächen sind auch mit eingesäten Kulturpflanzen, wie Weidelgras, Schwingelarten oder Klee und Luzerne besiedelt. Im mittleren und nördlichen Teil des Geländes, auf einer eng begrenzten Fläche, wachsen typische Vertreter der Halbtrocken- bzw. der Trockenrasengesellschaften wie Hainsimse, Trespe, Golddistel, Hauhechel, Zypressenwolfsmilch, Mauerpfeffer. In der Nähe des Randes der Hochkippe treten hauptsächlich Vertreter feuchterer Standorte wie Hopfen und gemeines Schilf auf. [13, S.2]

Bei einer 1995 durchgeführten Vegetationsaufnahme des Geländes werden 264 Pflanzenarten festgestellt und dokumentiert [13]. Auf den mit Kies, Sand oder Mutterboden zugedeckten Oberflächen stillgelegter Deponien und Tagebaue siedelt sich schnell eine Pflanzengesellschaft an, zu deren Eigenschaft es gehört, sich im kontinuierlichen Wandel der Sukzession zu verändern. Die Seltenheit der hier vorkommenden Spezies "Wolliger Hahnenfuß" und "Florentiner Habichtskraut" wird in der folgenden Tabelle sichtbar.

Wolliger Hahnenfuß
(Ranunculus lanuginosus L.)
Florentiner Habichtskraut
(Hieracium piloselloides VILL)
1985Erloschene Art [25]Verschollene Art [25]
1992Vorkommen:
Edellaubholzreiche Wälder, Muldehänge zw. Rösa und Pouch, selten. [26, S.26]
Vorkommen:
(Gefährdet) Trockengebüschsäume, Kieshalden zw. Sandersdorf und Ramsin, ... , selten. [26, S.77]
1995Fasanenkippe:
Im Wald selten [13]
Fasanenkippe:
Freiflächen, Gebüschränder, wenige Exemplare. [13]

Einhundert Beschäftigte, aufgenommen in ein Beschäftigungsprogramm nach $ 249h AFG , rekultivieren im Zeitraum 01.01.-31.12.1995 die Fasanenkippe. Am Ende dieser Initialmaßnahmen zeigt sich die Fasanenkippe andeutungsweise als ein wald- und parkähnliches Gelände mit einem grünen Wegenetz. Die am Beginn der Arbeiten angepflanzten Bäume sind größtenteils nicht angewachsen. Deshalb werden die abgestorbenen Bäume durch Baumarten wie Eberesche, Sandbirke, Feld- und Spitzahorn ersetzt [27, 09.10.1995, S.2]. Zwischenzeitlich werden 26 Gehölzarten (ca. 6300 Stück) in ein "Baumschulquartier", in Bild 5 mit "Aufschulung" beschriftet, eingeschlagen. Im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ( ABM ) werden mit 30 Beschäftigten 1996 und 15 Beschäftigten 1997 Gehölze gepflanzt , das zuvor Geschaffene wird gepflegt und erhalten.

Beschäftigte einer ABM vom 01.09.1998 bis 31.08 1999 legen weitere mit einem Belag aus Splitt versehene Wege an, pflanzen Sträucher und Bäume, bedecken vom TÜV (Technischer Überwachungsverein) nachgewiesene Flächen mit einem Substrat und pflanzen zu deren Schutz dorniges Buschwerk an.

Aus welchem Grund auch immer, eine große Anzahl der Gehölze verbleibt zu lange im Baumschulquartier. Im Rahmen eines Studienprojektes [20] wird im Herbst 1997 gemahnt, dass die mittlerweile ineinander verwurzelten Gehölze zu eng stehen. Die Gehölze werden in dieser Studie in die Kategorien vital, minder und nicht verpflanzbar gelistet. 1999 wird letztlich bewertet, dass von den ca. 6300 Gehölzen im Baumschulquartier 4000 Exemplare noch vital, davon aber nur noch 1000 Exemplare unter beträchtlichem Aufwand verpflanzbar sind [21].

In oben genannter Studie [20] wird für einige Gehölzarten deren Eignung für die Fasanenkippe beurteilt.

Ab 1998 wird jährlich einmal das Gras geschnitten.

Konzept für ein Gartenmuseum auf der Fasanenkippe

DIE IDEE
"Der Garten ist
ein Denkmodell,
im Garten sind die
ökologischen Aufgaben
der Zukunft
biologisch zu lösen."

÷
"Als Ort eines
Lösungsversuchs
stellen wir uns das
Deutsche Museum für
Garten, Landschaft und
Ökologie in Bitterfeld vor."

÷
"Die Strategie heißt
'mental ecology' -
Ökologie des Geistes.
Ganzheitlich."

÷
"Das neue Zeitalter muß
ein biologisches sein.
Oder es wird nicht sein."


M. LUCK von CLAPARÉDE [9, S.1]
DAS KONZEPT
"Das Leitthema ist
die Auseinandersetzung mit
deutscher Gartenkultur:
Gärten des 20. und 21.
Jahrhunderts vor dem
Spiegel der Geschichte,
realisiert mit allen
visuellen Medien,
unterstützt durch Tagungen,
Symposien und Seminaren".

H. SOLMSDORF [29]
÷
"Kunst - Natur - Ökologie.
Art in Nature.
Mensch - Natur - Technik."


M. LUCK von CLAPARÉDE [9, S.1]
DER WEG
"Bitterfeld - Die Erde heilen
ist ein ganzheitlich
konzipiertes Sanierungsprogramm.
Biologisch-naturwissenschaftlich,
geistig-künstlerisch und
- wo unumgänglich -
High Tech."


M. LUCK von CLAPARÉDE [9, S.4]
DAS ZIEL
1999 soll das Gartenmuseum
auf der Fasanenkippe
soweit funktionieren,
daß es als Projekt für die
EXPO im Jahre 2000
vorgestellt werden kann.
Das Motto der EXPO
"Mensch - Natur - Technik"

[9, S.4]
LEITSÄTZE
Der Garten ist ein Denkmodell.
÷
Der Garten ist ein
Ort der Selbstfindung.
÷
Der Garten ist ein
Ort der Freiheit.
÷
Gartenarbeit ist Besinnungsarbeit.
÷
Landschaften aus zweiter Hand -
Gärten aus zweiter Hand.
÷
Das Nützliche mit dem Schönen verbinden.
÷
Das Museum, das aus dem Boden wächst.

M. LUCK von CLAPARÉDE [9, S.4]

Die Kunsthistorikerin Dr. Melanie LUCK von CLAPARÈDE und viele begeisterte Mitstreiter entwickeln gegen 1990 die Idee und das Konzept für ein Gartenmuseum in Westerstede, im Ammerland des nördlichen Niedersachsen [5]. Als eines der wenigen außerregionalen Projekte der EXPO 2000, der im Jahre 2000 in Deutschland unter dem Thema Mensch - Natur - Technik stattfindenden Weltausstellung, ist das Gartenmuseum vorgesehen. Aus Gründen der Finanzierung u. a. wird das Projekt nicht verwirklicht. [7]

Die Region Bitterfeld-Dessau-Wolfen, Teil der Mitteldeutschen Industrieregion, ist seit Ende des Jahres 1994 offiziell Korrespondenzstandort der EXPO 2000. Sie soll als Beispiel für die ökonomische und ökologische Umstrukturierung einer ehemals monostrukturierten und ökologisch belasteten Chemie- und Bergbauregion dienen. [15]

Vermittelt durch die Treuhandanstalt Berlin ( BVS ) und auf Anregung von Politikern und Vertretern der Wirtschaft aus dem Landkreis Bitterfeld wird das Projekt Gartenmuseum für den Standort Fasanenkippe modifiziert und es werden wesentliche Mittel dafür bereitgestellt [7] [10] [16]. Das Projekt wird bezeichnet "Deutsches Gartenmuseum - Museum für Garten, Landschaft und Ökologie" [6]. Dieses ganzheitlich angelegte Projekt bezieht ein großes Spektrum gesellschaftlichen Erkennens und Handelns in die Bearbeitung ein. Der Initiatorin des Gartenmuseums Dr. Melanie LUCK von CLAPARÈDE gelingt es, einen interdisziplinären und gesamtgesellschaftlichen Kreis von Persönlichkeiten - Künstler, Politiker, Architekten, Natur- und Geisteswissenschaftler, Techniker sowie Vertreter aus Betrieben, Gesellschaften, Verbänden u. a. - aus den alten und neuen Bundesländern als engagierte Mitstreiter und Förderer für das Gartenmuseum auf der Fasanenkippe zu gewinnen. [29] Geplant wird das Gartenmuseum von der PROGEO Geotechnologiegesellschaft mbH Berlin in enger Zusammenarbeit mit Garten- und Landschaftsarchitekten. Projektträger ist der Eigentümer der Fasanenkippe, die Bitterfelder Vermögensverwaltung (BVV) Chemie mbH und als Maßnahmeträger fungiert die Ökologische Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH Bitterfeld. [15]

Im März 1995 wird der Förderverein "Deutsches Gartenmuseum Bitterfeld/Sandersdorf e. V." gegründet, von dem die Errichtung des Gartenmuseums konzeptionell vorbereitet und die Umsetzung in die Wege geleitet sowie für arbeitslose Menschen ein Beschäftigungsprogramm veranlasst wird. Nach umfangreich geleisteten Vorarbeiten diskutieren die beteiligten Naturwissenschaftler, Künstler und Landschaftsplaner in zwei Kolloquien über ganzheitliche Problemlösungen des kontaminierten Geländes sowie dessen Begeh- und Bebaubarkeit, verschiedene Möglichkeiten der "grünen Sanierung" mit Repositionspflanzen, die Chancen einer Revitalisierung durch natürliche Sukzession, die Verbesserung der Lebensqualität von Pflanzen durch " Mykorrhifizierung " u. a. [14, S.74-75]. Das Projekt für ein Gartenmuseum auf der Fasanenkippe wird wesentlich verändert, da es vorerst gilt, die Altablagerungen zu sichern und die für eine Nutzung vorgesehenen kontaminierten Flächen zu sanieren. Es entstehen Ideen eines Handlungsprogramms für einen dem geplanten Gartenmuseum vorangestellten, lang andauernden Realisierungsabschnitt unter dem Leitsatz "Bitterfeld - die Erde heilen". [16]

Die Finanzierung ist nicht gesichert und es besteht auch Klarheit darüber, dass sich das Gartenbaumuseum als kulturelle Einrichtung allein finanziell nicht tragen kann. Ein Unternehmenskonzept sieht daher die Errichtung von Dienstleistungsunternehmen wie Gärtnerei, Gartencenter, Wirtschaftshof, Gartenhotel u. a. am Ort vor (Bild 8). [7]

Die Initiatoren und Förderer schlagen wiederholt vor ihr Vorhaben "Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie Bitterfeld/Sandersdorf" als ein Entwicklungsprojekt im Rahmen der Korrespondenzregion EXPO 2000 Sachsen-Anhalt aufzunehmen [16]. Es ist ein "Seiteneinsteiger" zu den für die Umwelt-EXPO 2000 vorgesehenen Objekten [5].

GMGartenmuseum
GHGartenhotel
Gärtnerei
GCGartencenter
OG 1.Phase:
Gründüngung mit
"Logo" in
verschiedenen
Farben
2.Phase:
Obst und Gemüse
mit "Resonanz-Feld"
PParkplatz
WHWirtschaftshof
LPLagerplatz
VFVersuchsfläche
BZ Beobachtungszone
Kunstobjekte:
1"Insel der Regeneration"
2"Zeichen der Erinnerung"
3"Resonanz-Feld"
Kontaminations-
typ 1
geführter Weg,
Lehrpfad

Bild 8. Funktionsskizze für das Vorhaben DEUTSCHES MUSEUM FÜR GARTEN, LANDSCHAFT UND ÖKOLOGIE Bitterfeld- Sandersdorf auf der Fasanenkippe [15]

In dem von der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH in Auftrag gegebenen Gutachten zum Projektvorschlag "Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie Bitterfeld/Sandersdorf" werden den Beteiligten "innovative Wege bei der Sicherung und Sanierung von industriellen Altablagerungen", eine " produktive Zusammenarbeit zwischen Menschen aus den alten und neuen Bundesländern" und "interessante Ansätze für eine zukunftsorientierte beispielhafte Umgestaltung einer alten, ökologisch belasteten Chemielandschaft " bescheinigt [6, S.4]. Die Gutachter empfehlen im Mai 1996 der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH, den Projektvorschlag des Fördervereins nicht als ein eigenständiges Entwicklungsprojekt innerhalb der Korrespondenzregion EXPO 2000 Sachsen-Anhalt aufzunehmen [16, S.8].

Die Fasanenkippe sollte sich in ein gesamträumliches Strukturkonzept für die Entwicklung und Verknüpfung von Landschaftsräumen einordnen. [16, S.5]

Der Förderverein stellt sich ab März 1997 mit geändertem Namen, unter einem neuen Vorstand noch für kurze Zeit den neuen Zielen (siehe auch Zeittafel).

Die Fasanenkippe - ein vielgestaltiger und sehenswerter Landschaftsraum

Die Arbeitsgemeinschaft SEELEMANN - KIPAR legt im Auftrag der EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH im Mai 1997 ein Entwicklungskonzept für die Chemie-Landschaft Bitterfeld-Wolfen vor [19]. (Anm. d. Verf.: Dr. A. Kipar war Gutachter zum Projekt "Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie Bitterfeld/Sandersdorf" [16, S. 2].) Dieses berücksichtigt die Grundzüge der landschaftsplanerischen Entwicklung, wie sie in dem von einer Planungswerkstatt erstellten "Masterplan 1996" festgelegt wurden. Wie diese Konzeption die Fasanenkippe tangiert wird folgend auszugsweise dargestellt.

Die Fasanenkippe liegt im untersuchten, ca. 5,5 km langen Landschaftskorridor, der durch Sandersdorf, die Fasanenkippe, den Chemiepark, Greppin/Bitterfeld und die Muldeaue verläuft, in dem verschiedene "Bilder" identifiziert werden können. [19, S.19]. Aus der Beschreibung der Landschaft werden Leitlinien abgeleitet, die zur Bestimmung der Grundform der Projekte führen (Bild 9) [19, S.45].


Wald

Boxblöcke
Einfamilienhäuser
Ortsrand Sandersdorf [19, S.21] Die grüne Front des Waldes braucht Zäsuren und entgegengesetzte Baumreihen [19, S.45]
Horizont
Laubwald
Saum
Die Fasanenkippe [19, S.21] Erkennbarkeit des Waldeingangs [19, S.45]

Bild 9. Aus der Beschreibung der Landschaft entwickelte Leitideen

Ziel der Entwicklung sollte die langfristige Rückgabe der Fasanenkippe als ökologisch intakte Landschaft an die Natur zur behutsamen Nutzung durch den Menschen sein. Alles Tun erfährt Zuordnung in den Arbeitsthemen städtebauliches Leitkonzept, freiraumplanerisches Leitkonzept, Sanierungskonzept und EXPO-Ausstellungskonzept. Aus der Gestaltungskonzeption (Bild 10):

Vegetation sowie Boden- und Wasserverhältnisse werden erhalten und entwickelt, Versuchsflächen angelegt.

Wege umgehen Problembereiche und schutzwürdige Flächen, sie führen zu sehenswerten Orten.

Sichtschneisen geben den Blick zu markanten Bauten der Chemie-Landschaft frei.
Bild 10. Fasanenkippe - Gliederung durch Sichtschneisen [19, S.80]
Ein begehbarer Steg mit Aussichtsturm aus anderenorts demontierten Rohrbrücken bildet ein Brückenschlag über kontaminierte Flächen.
(Anm. d. Verf.: In wenigen Jahren würden die Stege als zu beräumender Stahlbauschrott in der Landschaft verkommen.)
Bild 11. Fasanenkippe - Rampe mit Blick auf den Steg [19, S. 81]

Auch dieser Projektvorschlag wird für die Fasanenkippe nicht verwirklicht.

Wie geht es weiter mit der Fasanenkippe?

Die Menge der Altlasten, die einer dauerhaft umweltgerechten Sanierung bedürfen, zu denen auch die Fasanenkippe zählt, ist insgesamt so groß, dass der Aufwand das Leistungsvermögen einer Volkswirtschaft erreicht. In dieser wirtschaftlichen Lage bleibt vom erstrebenswerten Anspruch der Sanierung nur die Sicherung mit allen Risiken unbekannten Langzeitverhaltens.

Die Fasanenkippe ist von Unrat beräumt, mit Kies, Sand und Mutterboden abgedeckt, besitzt eine artenreiche Vegetation und ist für Spaziergänger auf gekennzeichneten Wegen geöffnet. Dieser "Deckel" auf der Altlast Fasanenkippe darf nicht darüber hinweg täuschen, dass Probleme in die Zukunft verlagert werden. Deshalb muss man sich immer wieder neuen Wegen der Sanierung stellen, Erkenntnisse gewinnen und weitergeben, damit zukünftige Generationen besser mit diesen Hinterlassenschaften umgehen und leben können. [4] [29]

Ein von der Europäischen Union seit 2000 gefördertes Projekt des Unternehmens TRITON Umweltschutz GmbH Bitterfeld erforscht mittels einer Anpflanzung auf der Fasanenkipppe, inwieweit Pflanzen als Anzeiger von Schadstoffen dienen können.

Ab 2002 bemüht sich der derzeitige Eigentümer, die Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) Bitterfeld, die Fasanenkippe der Gemeinde Sandersdorf zu übergeben. Die Gemeinde Sandersdorf, die an einer Nutzung der Fasanenkippe als Landschaftspark interessiert ist, wird diese aber ohne Altlastenfreistellung nicht übernehmen. [30] Die öffentliche Nutzung der Fasanenkippe als ein wald- oder parkähnliches Gelände wird immer an Einschränkungen gebunden sein.

Im Jahr 2000 bewerben die P–D ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH und der Gemeinderat Sandersdorf einen Investor aus Niederlande, der für eine Gewächshausanlage eine mindestens 36 Hektar große zusammenhängende Fläche sucht, um Rosen zu produzieren. Es wird mit einem Investitionsaufwand von 50 Millionen Euro gerechnet und 250 Arbeitsplätze werden erwartet. Die P–D ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH lässt Bodenuntersuchungen durchführen und ein Projekt zur Versiegelung der zu bebauenden Fläche erarbeiten, damit die Beschäftigten keinen Gefährdungen ausgesetzt werden.

Bis weit in das Jahr 2003 hinein wird wegen Zielabweichungen mehrmals ein geänderter Flächennutzungsplan, den Bebauungsplan Nr.14 "Fasanenkippe" betreffend, den Gemeinderäten zur Abstimmung vorgelegt. Zuletzt verabschiedet sich der bisherige Interessent von diesem Vorhaben und die Gemeinde Sandersdorf sucht nach einem neuen Investor und Betreiber.

Bild 12. Welcher Investor interessiert sich für das "Sondergebiet für industrielle Pflanzenproduktion" auf der Fasanenkippe?

Nach mehreren Bränden auf der "Fasanenkippe" schließt die Mitteldeutsche Sanierungs– und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) Bitterfeld das Gelände im Mai 2007 für die öffentliche Nutzung. Seit Freigabe des Geländes im Jahr 2000 für Spaziergänger, die nur gekennzeichnete Wege benutzen dürfen, sind auch verschiedene Regelverstöße festgestellt worden. Den Anwohnern wird damit ein sehenswertes parkähnliches Gelände, das eine artenreiche Vegetation besitzt, vorenthalten. Die MDSE sieht zuallererst ihre Sicherungspflicht. [33]

Bild 13. Die "Fasanenkippe" wird im Mai 2007 zu einer für Spaziergänger nicht betretbaren Deponie deklariert. Bild 14. Ab 1. Juli 2007 dürfen Spaziergänger bei Einhaltung obiger Regeln das Gelände der "Fasanenkippe" wieder betreten.

Das Gelände der "Fasanenkippe" wird ab 1. Juli 2007 für Spaziergänger wieder geöffnet. Die Gemeinde pachtet für eine begrenzte Zeit und auf Probe das Gelände der "Fasanenkippe" und trägt auch die Verantwortung. Sollten bei Kontrollen durch das Personal der MDSE oder der Gemeinde Verstöße gegen die durch Schilder aufgezeigten Regeln festgestellt werden, sollen das Gelände wieder geschlossen und der Pachtvertrag aufgehoben werden. [34]

Quellenverzeichnis:
[1] Flurkarte, Landesmuseum Halle (S), BV, 67/1, 155
[2] Chronik des Braunkohlenbergbaues im Revier Bitterfeld
Herausgeber: Bitterfelder Bergleute e. V. 1998
[3] Information des Landes Sachsen–Anhalt zum Nationalen Sonderprogramm Bitterfeld – Halle – Merseburg, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Sachsen Anhalt, 2. Auflage, Magdedeburg, November 1994
[4] S. Johne: Gestaltungskonzeption für die Fasanenkippe,
Konzeption zur schrittweisen Sanierung des Bodens,
TRITON Umweltschutz GmbH Bitterfeld
[5] W. Emmerling: Bald grünt und blüht die vergessene Kippe, Ein Bitterfelder Gartenkunstmuseum soll als Beitrag zur "Expo 2000" entstehen, Mitteldeutsche Zeitung MZ, Lokalausgabe für den Landkreis Bitterfeld, 21. Januar 1995
[6] Deutsches Gartenmuseum Bitterfeld/Sandersdorf, Museum für Garten, Landschaft und Ökologie, Tagungsbericht, Progeo Geotechnologiegesellschaft mbH, Bitterfeld, 30.01.1995
[7] W. Emmerling: Projekt, Heute noch Kippengelände - morgen vielbesuchtes Forum?, Fasanenkippe zwischen Bitterfeld und Sandersdorf soll zum Deutschen Museum für Garten, Landschaft und Ökologie werden, Mitteldeutsche Zeitung MZ, Lokalausgabe für den Landkreis Bitterfeld, 12.07.1995
[8] Weltausstellung EXPO 2000, Räumlich-funktionelles Konzept der Teilregion Bitterfeld-Wolfen, Projekt Deutsches Gartenmuseum, Landkreis Bitterfeld, Amt 80, 20.07.95
[9] M. Luck von Claparéde: Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie. Konzept, Bitterfeld/Westerstede, Sept. 1995
[10] Umweltprojekt, Bei Bitterfeld wächst ein Gartenbaumuseum, Geplanter Standort ist die ehemalige Deponie Fasanenkippe, Mitteldeutsche Zeitung MZ, 14.09.1995
[11] Umgestaltung, Gartenlandschaft am Rande Bitterfelds, Kolloquium zur künftigen Gestaltung eines musealen und ökologischen Projektes auf einer ehemaligen Braunkohlenkippe, Mitteldeutsche Zeitung MZ, 25.11.1995
[12] W. Emmerling: Expo 2000-Korrespondenzstandort. Ein Schau- und Erlebnisland auf einstiger Fasanenkippe. Ein Museum für Garten, Landschaft und Ökologie entsteht am Rande von Bitterfeld - Beispiel ökologischer Sanierung angestrebt, Mitteldeutsche Zeitung MZ, 05.12.1995
[13] N. Lange, K. Lehmann: Flora der Fasanenkippe, Zusammenstellung der Pflanzenarten auf Basis der Vegetationsaufnahme 1995
[14] H. Solmsdorf: Ein Gartenmuseum in Bitterfeld?!, in: STADT UND GRÜN 2/96 S.74-75
[15] H. Solmsdorf: Von der Fasanenkippe zum Museum für Garten, Landschaft und Ökologie, Förderverein DEUTSCHES GARTENMUSEUM Bitterfeld/Sandersdorf e. V., 26.03.1996
[16] Gutachten zum Projektvorschlag "Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie Bitterfeld/Sandersdorf", EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH, Dessau, 30.05.1996
[17] Mitglieder- und Wahlversammlung des "Vereins Deutsches Museum für Garten, Landschaft und Ökologie", Protokoll, Bitterfeld, 19.03.1997
[18] Vorstandssitzung des "Vereins zur Förderung der ökologischen Gestaltung von Chemielandschaften e. V." Bitterfeld, Protokoll, 28.04.1997
[19] Chemielandschaft Bitterfeld - Wolfen, Entwicklungskonzept,
Auftraggeber: EXPO 2000 Sachsen-Anhalt GmbH, Dessau
Planung: Arbeitsgemeinschaft Seelemann - Kipar, Landschaftsarchitekten, Dessau im Mai 1997
[20] Einschätzung zum Gehölzbestand, Humboldt-Universität Berlin, Fachgebiet Vermehrungstechnologie und Baumschulwesen, Herbst 1997
[21] S. Johne: "Fasanenkippe": Bewertung des im sog. "Baumquartier" vorhandenen Gehölzbestandes, 30.04.1999
[22] H.–J. Sudhoff: Recherche zur Grube "Louise" im Bergamt Halle und in der LMBV Bitterfeld, unveröffentlichte Notiz, 2002.
[23] 775 Jahre Bitterfeld: Streifzüge durch die Geschichte einer Stadt / Stadt Bitterfeld (Hg.) – Halle (Saale): Mitteldt. Verl., 1999 ISBN 3-93 2776-79-8.
[24] Auszug aus dem DS-Waldfonds, FA 55 Bitterfeld, Stichjahr 1993, Revierförsterei Sandersdorf.
[25] R. Einenkel, H. Jage, O. Voigt, U. Wölfel: Liste der im Kreis Bitterfeld erloschenen, verschollenen und gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen, Stand 1985, in Landschaftspflegeplan des Kreises Bitterfeld 1986, Anlage I, (Hg.) Rat des Kreises, Bitterfeld 1986.
[26] U. Wölfel: Aktuelle Flora des Landkreises Bitterfeld, (Hg.) Landratsamt Bitterfeld, Amt für Naturschutz, 1992
[27] Besprechungsnotiz, Arbeitsbegehung Fasanenkippe der Beteiligten: PROGEO Geotechnologiegesellschaft Berlin, ÖSEG mbH Bitterfeld, Revierförsterei Sandersdorf, Bitterfelder Vermögensverwaltung (BVV) Chemie GmbH, Landratsamt Bitterfeld – Untere Naturschutzbehörde – Amt für Umweltschutz, TÜV Sachsen–Anhalt, u. a. im Wechsel, 1995.
[28] Detailuntersuchung Fasanenkippe, Anlage 2: Verteilung Kontaminationstypen, TÜV Hannover/Sachsen–Anhalt e. V., Niederlassung Halle/Leuna, 1995
[29] Förderverein Deutsches Gartenmuseum Bitterfeld/Sandersdorf e. V., Faltblatt, Gestaltung: c–art–grafik und visualisierung – oldenburg, 1996
[30] C. Krüger: Fasanenkippe – Alte Last oder neue Lust? – Sanierung beendet – Problem Altlasten. Mitteldeutsche Zeitung MZ, Bitterfelder Zeitung, 22.02.2002, S.9
[31] Festzeitschrift zum 70jährigem Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Sandersdorf/SA
1926-1996
[32] LHASA, Abt. MER, Rep. C50 Bitterfeld B 383
[33] Mitteldeutsche Zeitung – Bitterfelder Zeitung 11.05.2007, S. 7
[34] Der Lindenstein, Amts– und Mitteilungsblatt der Gemeinde Sandersdorf und der Ortschaften. 17. Jahrgang, Nr.13, 6. Juli 2007, S. 6
[35] Bitterfelder Tageblatt, Nr. 50 vom 28.02.1933, S. 5, Stadtarchiv Bitterfeld
[36] Chronik der Ortsgruppe des Kulturbundes, Gemeindearchiv Sandersdorf
Bildnachweis
Bild
1Zeichnung: K.P. Synnatzschke, Sandersdorf
2Gezeichnet von K. P. Synnatzschke nach den Angaben in [32]
3Gezeichnet von K. P. Synnatzschke nach den Angaben in [2, S.126]
4Fotokopie: G. Volk, Sandersdorf 1930
5Gezeichnet von K. P. Synnatzschke nach den Angaben in [28] und [4, S.14]
6Auszug aus dem DS-Waldfonds, FA 55 Bitterfeld, Stichjahr 1993, Revierförsterei Sandersdorf
7N. Lange, K. Lehmann: Flora der Fasanenkippe, Zusammenstellung der Pflanzenarten auf Basis der Vegetationsaufnahme 1995
8H. Solmsdorf: Von der Fasanenkippe zum Museum für Garten, Landschaft und Ökologie, Förderverein DEUTSCHES GARTENMUSEUM Bitterfeld/Sandersdorf e. V., 26.03.1996
9, 10, 11Chemielandschaft Bitterfeld – Wolfen, Entwicklungskonzept,
Auftraggeber: EXPO 2000 Sachsen–Anhalt GmbH, Dessau
Planung: Arbeitsgemeinschaft Seelemann – Kipar, Landschaftsarchitekten, Dessau im Mai 1997
12, 13, 14Digitalfoto: K. P. Synnatzschke

Letzte Änderung: 29. April 2008

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